Zweite Silbermedaille für den Swiss Silver Bullet
Auch in seinem zweiten Final an den Paralympics von Paris gewinnt Marcel Hug eine Silbermedaille. Trotzdem ist die Gefühlslage des Thurgauers eine ganz andere als nach dem 5000m-Final. Es ist dies die neunte Medaille für die Schweizer Delegation in Paris.
Äusserlich sieht sie genau gleich aus, diese Medaille um den Hals von Marcel Hug. Silbern, rund, mit einer sechseckigen, schwarzen Plakette in der Mitte, auf der unter einem Piktogramm des paralympischen Feuers "Paris 2024" geschrieben ist und darunter die paralympischen Agitos gezeichnet sind.
Emotional fühlt sie sich aber ganz anders an, diese Medaille über 1500 m, im Vergleich zu derjenigen, die er am Samstag über 5000 m gewonnen hat. Damals war der Thurgauer enttäuscht, dass es nicht für Gold gereicht hat. Er zerbrach sich den Kopf darüber, was er taktisch hätte anders machen können.
Diesmal, nach dem Gewinn seiner 14. paralympischen Medaille, sagt er: "Ich bin sehr zufrieden. Das Rennen ist taktisch gut aufgegangen." Hug erzählt, wie ihm ein chinesischer Athlet vor dem Start verraten habe, dass die drei Chinesen im Feld das Rennen schnell würden angehen wollen. Entsprechend wusste der Schweizer, was ihn erwartet und dass er schon zu Beginn ein hohes Tempo würde fahren müssen. Ganz anders noch also als über 5000 m, als Hug von den Konkurrenten in einem sehr langsamen Rennen immer wieder ausgebremst worden war und sich im Sprint hatte geschlagen geben müssen.
In der letzten Runde konnte Hug bei einer Tempoverschärfung von Hua Jin nicht mehr mitgehen und büsste auf den Chinesen rund zweieinhalb Sekunden ein. "Natürlich bedauere ich, dass ich nicht dranbleiben und vom Windschatten profitieren konnte", sagt Hug. "Aber ich habe alles gegeben. Er war einfach schneller."
Der Blick auf die Leinwand
Auf den letzten 300 m seien seine Arme schwer geworden. Und Hug befürchtete für einen Moment, noch von irgendwelchen Verfolgern eingeholt zu werden. Doch als er auf einem der grossen Bildschirme des Stade de France im Augenwinkel erblickte, dass sich zwischen ihm und dem restlichen Feld eine Lücke geöffnet hatte, konnte er diese Befürchtung ausser Acht lassen.
Dennoch ist Hug nicht unfroh darüber, am Mittwoch einen freien Tag zu haben, ehe am Donnerstag die letzten Bahnrennen über 800 m anstehen. Danach folgt am Sonntag der Marathon.
Auch wenn sich Marcel Hug nun mit Silber als Medaillenfarbe versöhnt hat - eine Goldmedaille will er in Paris holen. Er sagt: "Ich bin zuversichtlich."
Text: Simon Scheidegger
Bild: Keystone-SDA/ Ennio Leanza