Überglücklicher Blum holt sich Vertrauen für den Sprint
Fabian Blum fährt im Final über 400 m auf Rang 5 und sichert sich ein paralympisches Diplom. Beat Bösch scheidet derweil in seinem Vorlauf aus. Auch der Schwimmer Leo McCrea schafft es über 200 m Lagen nicht in den Final.
Fabian Blum hat ein breites Grinsen im Gesicht, als er in die Katakomben des Stade de France einfährt. Sein Einsatz im Final über 400 m sei ja sogar live bei SRF zu sehen gewesen, sagt der Luzerner. Anschliessendes Live-Interview inklusive.
Es ist eine Aufmerksamkeit, die sich der 29-Jährige nicht gewohnt ist. Denn Blum erlebt in Paris eine paralympische Premiere. Eine Premiere, die er sich, so will es der Zufall, ebenfalls in Paris verdient hat. Im letzten Jahr bei der WM holte er dank seines Sprints zu Silber über 100 m einen Quotenplatz für die Schweiz.
Damals fuhr er noch im deutlich kleineren Stade Charléty vor ein paar Tausend Zuschauern. Am Freitag waren die Ränge im weiten Rund des Stade de France, indem bis zu 75'000 Menschen Platz finden, schon gut gefüllt. Und Blum lässt sich offensichtlich von der Grösse der Bühne überhaupt nicht beeindrucken.
Wie schon im Vorlauf gelang ihm im Final die fünftschnellste Zeit, womit er seine eigenen Erwartungen übertreffen konnte. «Mein Ziel war, im Final dabei zu sein. Dass ich nun sogar Fünfter bin, ist eigentlich fast nicht zu glauben.» Doch Blum konnte sich gegenüber dem Vormittag sogar noch steigern, auf Rang 4 fehlten ihm nur knapp drei Zehntelsekunden. «Ich bin überglücklich», bilanzierte der Rollstuhl-Leichtathlet, der viele positive Gefühle mitnehmen kann im Hinblick auf seinen Auftritt über 100 m.
Nach dem Vorlauf am Donnerstag will er nach dem Final vom Freitag in seiner Paradedisziplin wieder mit einem breiten Grinsen zum Interview fahren – und vielleicht gar mit einer Medaille um den Hals.
Lockerer Aufgalopp für Marcel Hug
Marcel Hug erfüllt bei seinem ersten Einsatz an den Paralympics in Paris die Pflicht. Der Thurgauer qualifiziert sich über 5000 m locker für den Final. Der vierfache Goldmedaillengewinner der Spiele von Tokio gewann seinen Vorlauf in 10:35,08 Minuten souverän und nahm manchen Konkurrenten beinahe eine ganze Bahnrunde ab. Hug musste in seinem ersten Einsatz im Stade de France nicht ans Limit gehen und blieb gut 80 Sekunden über seinem Weltrekord. Die Kräfte wollen auf dem Weg zu weiteren Goldmedaillen gut eingeteilt sein.
Über 5000 m der Frauen stehen gleich drei Schweizer Rollstuhl-Leichtathletinnen im Final mit zehn Athletinnen. Catherine Debrunner gewann ihren Vorlauf, in dem Manuela Schär wie Patricia Eachus im anderen Heat Dritte wurde.
Pech für Franziska Matile-Dörig und Timothy Zemp
Franziska Matile-Dörig verpasst das Rennen um Bronze in der Einzelverfolgung knapp. Timothy Zemp fährt im Zeitfahren nach einem Defekt an der neuen Sportprothese auf Rang 18.
Sie konnte die Enttäuschung nicht verbergen. Als Franziska Matile-Dörig ihr Rennen in der Einzelverfolgung absolviert hatte, fehlte ein Hauch dafür, dass sie wie am Vortag Flurina Rigling um Bronze hätte fahren können. Sieben Zehntelsekunden blieb sie hinter der Amerikanerin Samantha Bosco, die sich als Letzte in die Medaillenrennen hievte. «Schade, hat es nicht gereicht», sagte Matile-Dörig. Sie habe in den letzten Tagen mit einer Erkältung zu kämpfen gehabt und sei entsprechend nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Dass dies ausgerechnet in ihrer Lieblingsdisziplin passiert, setzte der Appenzellerin mental schon zu. «Ich hatte heute einfach nicht die Beine dazu.»
Für die gelernte Physiotherapeutin stehen in Paris aber noch einige Rennen im Programm. Vorab im Zeitfahren auf der Strasse macht sich Matile-Dörig Hoffnungen, dass eine Medaille drinliegen könnte. Und die Hundertstel dann auf ihrer Seite sind.
Timothy Zemps Premiere bei den Paralympics verlief derweil nicht nach Wunsch. Im Zeitfahren löste sich beim Start seine Prothese vom Pedal, sodass er seine Runde im Vélodrome National abbrechen musste, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Da es sich um einen Defekt handelte, wurde dem 31-Jährigen eine zweite Startmöglichkeit gegeben, allerdings musste er dabei auf seine Alltagsprothese zurückgreifen und nicht auf seine Sportprothese, die er extra für die Paralympics hatte anfertigen lassen und ihm deutlich schnellere Zeiten ermöglicht hätte. So reichte es ihm lediglich zu Rang 18, wobei er sich den Umständen entsprechend zufrieden zeigte. «Es ist, wie es ist», meinte Zemp und erzählte, dass seine Sportprothese umgehend zum Mechaniker ging, der nun versucht, sie bis zu seinem Einsatz in der Einzelverfolgung am Samstag zu reparieren. «Ich bin zuversichtlich und freue mich auf morgen», sagte der Luzerner, der sich über die 4000 m am ehesten Chancen auf eine Medaille ausgerechnet hatte.
Leo McCreas Premiere im olympischen Becken
Leo McCrea hat die Premiere im paralympischen Schwimmbecken hinter sich. Der 20-Jährige schwamm in der Défense Arena über 200 m Lagen auf Rang 15 und verpasste damit den Einzug in den Final der besten Acht.
Aber McCrea wird seine Premiere trotzdem in bester Erinnerung behalten: «Es war eine tolle Erfahrung, vor so einem Publikum starten zu können», sagte er, der diesen ersten Auftritt primär als Testlauf nutzen wollte für seine Paradedisziplin. Am Sonntag steht das Rennen über 100 m Brust im Programm. McCrea träumt von einer Medaille. «Auf dieses Rennen habe ich mich seit Tokio vorbereitet. Es wäre schön, eine Medaille zu gewinnen.»
Claire Ghiringhelli startet morgen in den Hoffnunfsläufen
Claire Ghiringhelli hat bei den Paralympics in Paris den dritten Platz in ihrem Vorlauf im Rudern belegt, total war es die sechstbeste Zeit. Die Schweizerin, die in der Nähe von Paris lebt, war nicht ganz zufrieden, was vor allem daran lag, dass sie einen grossen Abstand zur Zweitplatzierten hatte.
„Ich hoffe, dass der große Druck des ersten Tages nachlässt und ich werde alles daran setzen, mich gut zu erholen und morgen einen Platz im A-Finale zu ergattern“, sagt Claire Ghiringhelli. Die beiden Siegerinnen der Vorläufe haben sich direkt für das A-Finale qualifiziert, alle anderen bestreiten am Samstagmorgen Nachholvorläufe, um die verbleibenden vier Plätze kämpfen.
Text : Keystone-SDA
Bilder: Keystone-SDA, Gabriel Monnet, Tobias Lackner