Sandra Stöckli, Cycling
Quick Facts
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Status
Aktiv -
Wohnort
8645 Jona (SG)
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Geburtsdatum
29.08.1985
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Beruf
Profisportlerin
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Wettkampfklasse
WH4
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Disziplin
Strassenrennen und Zeitfahren
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Behinderung
Paraplegie
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Behinderungsgrund
Sturz von der Sprossenwand
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Homepage
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Stärken
Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Perfektion, Gewissenhaftigkeit
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Schwächen
Alles was mit einem Ball zu tun hat… :-)
Mit 15 Jahren fiel Sandra Stöckli in der Physiotherapie derart unglücklich von der Sprossenwand, dass sie sich den ersten Lendenwirbel brach und fortan querschnittgelähmt ist. Zur Rehabilitation kam sie ins Paraplegikerzentrum in Nottwil. Hier erlernte sie alle Selbstverständlichkeiten des Alltags wieder neu. In dieser Zeit war intensive Physio- und Sporttherapie angesagt, um die noch vorhandene Muskulatur zu kräftigen und den Körper an die neue Situation im Rollstuhl zu gewöhnen. Diese Therapieformen entsprachen aber nicht so sehr Sandras Gusto und wurden von ihr nur widerwillig absolviert.
Mühsamer Weg zurück in den Alltag
Angebote von anderen Rollstuhlleichtathlet*innen, sich einmal in einen Rennrollstuhl zu setzen, lehnte Sandra Stöckli kategorisch ab. Dabei war Sandra bereits vor ihrem Unfall sportlich aktiv und zeigte Biss und Disziplin bei den Vorbereitungen auf diverse Laufveranstaltungen. Aus der Reha in Nottwil trat sie aus, ohne sich je mit dem Rollstuhlsport auseinandergesetzt zu haben. Die Rollstuhlleichtathleten blieben aber hartnäckig an der jungen Ostschweizerin dran und überredeten sie, an einem Nachwuchslager über Ostern teilzunehmen.
Sandra Stöckli gab sich geschlagen, erklärte ihren Eltern aber, dass sie nach drei Tagen unbedingt in Nottwil abgeholt werden müsse. Die Eltern fuhren an besagtem Tag nach Nottwil, doch nicht um ihre Tochter abzuholen, sondern um ihr frische Kleider für die weiteren Trainingstage zu bringen. Das Rollstuhlsport-Fieber hatte Sandra gepackt. Der Sport bot ihr ein Ventil, um Frust abzulassen und die Sorgen des Alltags zu vergessen. Ausserdem lernte sie spannende Personen kennen, welche ihr aus Sicht von Rollstuhlfahrenden neue Tipps und Tricks verraten konnten.
Karriere-Start in der Leichtathletik
2003 bestritt Sandra Stöckli ihre erste Junioren WM im holländischen Assen und 2005 ihre erste Europameisterschaft. Sie begann sich auf die Mittel- und Langstrecken zu spezialisieren und nahm zudem an ersten Städtemarathons teil. Es war für sie jeweils eine grosse Ehre, wenn Einladungen von namhaften Veranstaltern, wie jene des New York Marathon, kamen und sie so zu einem erlauchten Kreis von Athleten dazugehörte. 2011 wurde sie erstmals für eine Weltmeisterschaft selektioniert. Sie wurde Sechste über 5000m und Vierte im Marathon.
Sandra Stöckli trainierte weiterhin regelmässig und absolvierte einen Teil ihrer Trainings in Nottwil in einer Trainingsgruppe, bestehend aus Leichtathleten und Handbikern. Selbst einmal in ein Handbike zu sitzen kam ihr aber nie in den Sinn, bis sie sich 2013 eine Rippe brach und deshalb vorübergehend nicht mehr im Rennrollstuhl trainieren konnte. Bereits bei den ersten Fahrten im Handbike fand sie Freude an diesem Sport und wurde vom Radsportvirus infiziert. Die neuen Trainingsmöglichkeiten sowie das Befahren der öffentlichen Strassen und unterwegs zu sein wie ein Radfahrer, gefielen ihr sehr.
Neue Herausforderung Handbike
2014 bestritt Sandra Stöckli eine komplette Saison im Handbike und entschied sich zum Ende der Saison dazu, die Sportart definitiv zu wechseln. Noch immer ein Neuling in dieser Szene, setzte sie sich das Ziel, sich für die Para Cycling Weltmeisterschaft 2015 in Nottwil zu qualifizieren. Mit einem ausgezeichneten zweiten Rang am Weltcup in Yverdon konnte die sich die junge Handbikerin die Selektion sichern. Die Heim-WM in ihrem bestens bekannten Trainingsgebiet löste bei ihr grösste Motivation aus. Während der WM wurde Sandra von zahlreichen Fans und der Familie am Strassenrand lautstark unterstützt. Mit den Rängen 5 und 6 zeigte sie eine ansprechende Leistung und begann mit einem Auge auf Rio 2016 zu schielen.
Erste Paralympics-Teilnahme in Rio 2016
Um das grosse Ziel Rio 2016 zu realisieren, intensivierte sie im Winter 2015/16 ihr Training , besuchte mehrere Trainingslager und konnte ihre Leistung steigern. Am Weltcup in Ostendekonnte sie sich mit einem Podestplatz im Zeitfahren die Selektion sichern. Richtig realisiert, dass sie tatsächlich an den Paralympics dabei ist, hat Sandra erst während des Einmarschs der Eröffnungsfeier ins Maracana Stadion in Rio. Trotz guter mentaler Vorbereitung war sie von der schieren Grösse und der Atmosphäre dieser Spiele überwältigt. Vor dem Start zu den Rennen war der Paralympics-Neuling naturgemäss etwas nervöser als gewohnt. Durch das Zusammenlegen verschiedener Wettkampflklassen war die Ausgangslage für ein absolutes Spitzenresultat schwieriger als an Weltcupveranstaltungen. Mit einem beherzten Strassenrennen konnte sie sich Rang acht und ein paralympisches Diplom sichern.
Tokyo 2020 gefolgt vom Gesamtweltcupsieg 2022
2021 erzielte Sandra Stöckli bei den Weltmeisterschaften in Cascais, Portugal, sehr gute Ergebnisse: Sie gewann die Silbermedaille im Strassenrennen und wurde Fünfte im Zeitfahren. Aufgrund ihrer guten Ergebnisse qualifizierte sie sich für die Teilnahme an den Paralympics in Tokio, wo sie ebenfalls gute Leistungen zeigte. Sie kehrt mit einem paralympischen Diplom und einer guten Erinnerung zurück: Die Rennen haben ihr Spass gemacht.
In der darauffolgenden Saison holte Sandra Stöckli mehrer Weltcup-Medaillen, sicherte sich 2022 erstmals den Gesamtweltcupsieg und reiste von der WM in Baie-Comeau mit zwei Bronzemedaillen nach Hause. Die Ostschweizerin hat sich weiterhin hohe Ziele gesetzet, tüftelt an ihrem Material und möchte auch an der Heim-WM in Zürich 2024 ihre Bestleistung abrufen.
Im Garten ihres Hauses in Jona hat sie ein Gehege mit sechs Schildkröten, davon zwei Babyschildkröten, welche sie selbst aufgezogen hat. In ihrer Freizeit ist sie gerne in der Natur und im Winter oft auf den Langlaufloipen anzutreffen.
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