Heinz Frei, Cycling
Quick Facts
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Status
Aktiv -
Wohnort
4538 Oberbipp (BE)
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Geburtsdatum
28.01.1958
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Beruf
Geomatiker, Sport Coach
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Wettkampfklasse
Cycling: MH3
LA: T53 -
Disziplinen
Cycling: Strassenrennen, Zeitfahren = aktiv
Leichtathletik: 800 m, 1500 m, 5000 m, Marathon = zurückgetreten -
Behinderung
Paraplegie
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Behinderungsgrund
Sturz bei Berglauf
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Sommer Paralympics
15x Gold (11x Leichtathletik und 3x Para-cycling, 1 x Langlauf)
8x Silber
11x Bronze -
Webseite
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Hobbies
Sport, Reisen, div. Engagements
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Stärken
Nid lugg loh...
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Schwächen
kann schlecht NEIN sagen
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Lieblingsmusik
poppiges
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Lebensmotto
Bin zufrieden und demütig mit dem was ich habe - ich trauere dem nicht nach, was ich nicht haben kann.
15 Goldmedaillen in drei Sportarten
Heinz Frei gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Sportlern aller Zeiten: 15 Goldmedaillen an Paralympics in drei Sportarten (Leichtathletik, Handbike, Langlauf), 14 Weltmeistertitel (Handbike und Leichtathletik) und 112 Marathonsiege. Dazu kommen 19 Silber- und Bronzemedaillen an Paralympics und etliche an Welt- und Europameisterschaften. Jeder Versuch, die Karriere von Heinz Frei vollständig in einen kurzen und übersichtlichen Text zu verpacken ist zum Scheitern verurteilt. So bleibt nur, einige Highlights seiner langen und erfolgreichen Karriere hervorzuheben.
Mit dem Velo ins Trainingslager
Der Solothurner Heinz Frei ist von je her ein Bewegungsmensch. Vor allem die Ausdauersportarten hatten es ihm angetan. Sei es in der Leichtathletik, im Radfahren oder Langlauf, Frei suchte stets die sportliche Herausforderung. Diese fand er nicht nur an Wettkämpfen, sondern auch im Alltag. So zum Beispiel, als er als 19-Jähriger statt mit dem Zug, mit dem Fahrrad von seiner solothurnischen Heimat in ein Trainingslager ins Tessin, und am Ende des Lagers wieder zurück, fuhr.
Verhängnisvoller Ausrutscher
Bei der Streckenbesichtigung zu einem Berglauf 1978 kam Heinz Frei auf nassem Untergrund zu Fall, rutschte einen Abhang hinunter und stürzte in ein kleines Tobel. Glücklicherweise wurde der Sturz beobachtet und Heinz Frei mit dem Helikopter geborgen. Im Paraplegiker Zentrum in Basel erhielt er die Diagnose Querschnittlähmung. Während fünf Monaten lernte Frei, sich auf das Leben im Rollstuhl vorzubereiten und mit grösstmöglicher Selbständigkeit in den Alltag zurück zu kehren.
In dieser Zeit war der Sport für ihn lediglich Therapiezweck. Mit Tischtennisspielen sollte das Gleichgewicht und die Koordination gefördert werden. Dass Sport auch wieder Spass machen konnte erfuhr er erst nach seiner Rehabilitation. Grossen Bewegungsdrang verspürte Heinz Frei noch immer. Auf der Suche nach Möglichkeiten für Sport im Rollstuhl fand er zum Rollstuhlclub Kriens. Dort betrieben bereits einige Athleten mit selbstgebauten Rollstühlen Leichtathletik.
Beginn einer grossen Karriere
Einer dieser Tüftler war Peter Gilomen. Mit seiner Hilfe baute sich Frei seinen ersten Rennrollstuhl. Und da er auch im Winter trainieren wollte, gleich auch noch einen Langlaufschlitten. Mit dieser Gruppe von Leichtathletikpionieren nahm er an verschiedenen Volksläufen in der Schweiz teil. Während einer Reise nach Kanada verfolgte er den Montréal Marathon als Zuschauer und sah dort Rollstuhlsportler unter den Teilnehmenden. Heinz Frei sah, dass es eine internationale Rollstuhlsportszene gibt und war begeistert. 1983 bestritt er in Biel seinen ersten Marathon. Gleichzeitig entstanden immer mehr Möglichkeiten für Rennen, auch auf der 400m-Rundbahn.
1984 bereits, qualifizierte sich Heinz Frei zum ersten Mal für Paralympische Spiele. Diese wurden damals noch nicht am selben Ort ausgetragen wie jene der Fussgänger. An den Sommerspielen in Stoke Mandeville (GBR) gewann er auf verschiedenen Distanzen gleich 5 Medaillen, davon drei Goldene. Im selben Jahr nahm er zudem an den Winter- Paralympics in Innsbruck teil.
Der Marathon-Mann
Im Hinblick auf die Paralympics in Barcelona 1992 wurden mehrere Behinderungsklassen zusammengelegt, um den Wert einer paralympischen Medaille zu erhöhen. Dadurch wurde es für stärker eingeschränkte Athleten wie Heinz Frei schwieriger über die Langdistanzen an der Weltspitze mitzuhalten. Der Solothurner hat aber gezeigt, dass dies mit eiserner Disziplin möglich ist. 1987 konnte er ausgerechnet am Montréal Marathon zum ersten Mal die versammelte Weltspitze schlagen und einen grossen Marathon gewinnen. Bis heute (April 2020 Anm. d. Red.) sollten darauf noch 111 (!) weitere Siege folgen. Kaum einen Marathon weltweit, den er nicht gewonnen hat und kaum einen Streckenrekord, der nicht seinen Namen trug.
An den Paralympics von Seoul, Barcelona, Atlanta und Sydney gewann Heinz Frei acht Goldmedaillen. An den Winterspielen von 1984 bis 2006 gewann er weitere acht Medaillen, davon eine in Gold.
Im japanischen Oita findet jährlich ein grosser Rollstuhlmarathon statt. 1999 nahm Heinz Frei daran zum zehnten Mal teil und gewann diesen in einer Zeit von 1:20.14. Bis heute Weltrekord. Als Anerkennung dieser Leistung wurde Heinz Frei zum Ehrenbürger von Oita ernannt.
Rücktritt oder Handbike
Von den Paralympics in Athen 2004 kehrte Heinz Frei erstmals ohne Medaille zurück. Als mittlerweile 46-Jähriger stellte er sich die Frage nach dem geeigneten Zeitpunkt für einen Rücktritt. Diesen sah er aber noch nicht gekommen. Stattdessen entdeckte er eine neue Leidenschaft: das Handbiken.
Dieses Sportgerät sah er vorerst als Altersvorsorge. Er bestritt aber bald, äusserst erfolgreich, erste Wettkämpfe. 2008 startete Frei als Aussenseiter an den paralympischen Handbikerennen in Peking. Für ihn unerwartet fuhr er im Zeitfahren zu Gold und aufgeputscht von diesem Erfolg wiederholte er dieses Husarenstück im Strassenrennen gleich noch einmal.
Paralympics London 2012
Sein Bewegungsdrang und die Freude am Sport blieben weiterhin ungebrochen. Die Aussicht auf aussergewöhnliche Paralympics in London 2012 motivierten ihn, weiterhin Leistungssport zu betreiben. Für Frei waren diese Spiele die grossartigsten seiner Karriere. Auch sportlich lief es weiterhin rund. Im Zeitfahren konnte er seinen Titel aus Peking verteidigen und Goldmedaille Nummer 15 gewinnen.
Die Frage nach dem Ende seiner Spitzensportkarriere kam immer wieder zur Sprache. Doch die Aussicht auf eine Handbike Heim-WM in Nottwil 2015 bewog Heinz Frei zur Fortsetzung seiner sportlichen Laufbahn. Zum Glück. In Nottwil gewann er drei Medaillen. Im Zeitfahren verhinderte nur eine unglückliche Beinahekollision mit einer unvorsichtigen Zuschauerin und ein daraus resultierender veritabler Überschlag, sein Griff nach Gold.
Die Paralympics von Rio werden Heinz Frei nicht besonders in Erinnerung bleiben. Sowohl die Strecke als auch die Ambiance entsprachen nicht dem Standard, den London gesetzt hat. Kein würdiges Ende einer grossen Karriere. Deshalb beschloss Heint Frei, sich die Paralympics in Tokio als Ziel zu setzen. Mit Japan verbindet den Ausnahmeathleten viel: er war unter anderem von 1999 bis 2021 Weltrekordhalter des Oita-Marathons und bestritt seine ersten Winterspiele in Nagano.
Tokyo 2020 : ein Kreis schliesst sich mit Silber
Heinz Frei bereitete sich akribisch auf seine zehnten Sommer-Paralympics vor und er schaffte nicht nur die Selektion, sondern sorgte im Strassenrennen auf dem Fuji Speedway für eine Sensation: im Alter von 63 Jahren holte Heinz Frei Silber und verpasste die Goldmedaille nur ganz knapp. Es war ein emotionaler Abschluss einer langen Sportlerkarriere, doch Rücktritt bedeutete seine letzte Paralympics-Teilnahme keineswegs. Auch wenn sich für Heinz Frei in Tokio ein Kreis schloss, nimmt er weiterhin an internationalen und nationalen Rennen teilnehmen, um Punkte für Quotenplätze für die junge Generation zu sammeln.
Heinz Frei geniesst, wie seine mehrmaligen Auszeichnungen zum Behindertensportler des Jahres beweisen (1992, 1993, 1995–1999, 2008, 2009), grosses Ansehen in der Schweizer Bevölkerung. 2020 wurde er mit dem SRF Sports Awards als bester Para-Athlet aus 70 Jahren ausgezeichnet. Als Pionier des Rollstuhlsportes ist er mittlerweile wohl einer der letzten aktiven Zeugen der „Self-made-Generation“ und geniesst Legenden-Status auch über die Para-Sport-Szene hinaus.
Buch über Heinz Frei
Heinz Frei von Heinz Frei, Martin Born. Bücher | Orell Füssli (orellfuessli.ch)
Individualsponsoring
2020 – Bester Sportler aus 70 Jahren
SRF – Heinz Frei: Pionier, Marathon-Mann, Wegbereiter
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