Para-Schwimmer*innen starten an der EM in Portugal
Endlich wieder international um die Wette schwimmen – Schweizer Para-Athlet*innen messen sich an den Europameisterschaften in Funchal (Madeira).
Es sei mehr als nur eine Standortbestimmung, sagt Schwimmtrainer Martin Salmingkeit. Er freut sich auf das Wettkampffieber und hofft, dass seine Athlet*innen in der besonderen Atmosphäre das Beste aus sich herausholen können. Die Veranstaltung findet mit einem strengen Schutzkonzept statt.
Ohne Pool aber mit vielen Ideen
Die SchwimmerInnen hatten sehr unterschiedliche Voraussetzungen bei der Vorbereitung: Bevor es gemeinsam beim Trainingslager in Magglingen daran ging, sich den letzten Schliff zu holen, erarbeiteten sie sich die Grundlagen an ganz unterschiedlichen Orten – und unter dem Einfluss der Pandemie.
Leo McCrea lebt in England und konnte aufgrund der strengen Corona-Massnahmen im Vereinten Königreich nicht durchgehend im Wasser trainieren. Der 17-Jährige wich deshalb auf ein umfangreiches Trockenprogramm aus, das viel Krafttraining vorsah. Im April 2021 konnte er dann endlich wieder Wettkampferfahrung sammeln: Er ging in Sheffield bei der World Para Swimming World Serie an den Start und erreichte vier Finals. Für Coach Salmingkeit ist klar: Leo kann sich in Madeira mit guten Zeiten für die Paralympics-Selektion in Stellung bringen. Es gehe ausserdem darum, dass Leo, dessen Mutter Schweizerin ist, viele Starts in möglichst diversen Diziplinen absolviert. Besonders freut er sich auf den Wettbewerb über 100 Meter Brust.
Zwangspause als Chance
Ein wenig anders präsentierte sich die Situation für Nora Meister, die nur im ersten Lockdown eine kurze schwimmfreie Zeit mit Krafttraining und dem Handbike überbrücken musste. Sie installierte ausserdem bei sich daheim eine Schwimmzug-Maschine. Schnell ging es für die 17-Jährige aber zurück ins Wasser – beim Schwimmclub Aarefisch arbeitet sie an ihrer Form und bereitet sich auf Tokio vor – dass sie dafür ein Jahr mehr Zeit hat als eigentlich vorgesehen, ist für die noch junge Athletin auch ein Vorteil.
Bei der EM geht sie über die 100 und 400 Meter Kraul und 100 Meter Rücken an den Start. Zudem will sie sich über die 100 Meter Brust klassifizieren. Wenn sich an der Klassifizierung nichts ändere, wolle sie gerne vorne mitmischen, so ihr Trainer.
Hartnäckigkeit wird belohnt
Für Stephan Fuhrer bietet Madeira die Chance zur Reklassifizierung und er will sich mit guten Resultaten für die Paralympics-Selektion empfehlen. Die 26-Jährige Nadine Lüthi ist zum ersten Mal an einer Europameisterschaft dabei. «Nadine hat sich in jahrelangem Training durchgebissen und nun mit guten Leistungen die Selektion erarbeitet», sagt Trainer Salmingkeit. Sie startet über 100 Meter Brust - ihrer besten Disziplin.
Die Schwimm-EM in Madeira musste aufgrund der Corona-Pandemie von 2020 auf 2021 verschoben werden. Das Wettkampfprogramm ist dabei laut IPC identisch mit jenem der Weltmeisterschaften von London im Jahr 2019. Damit können die SchwimmerInnen sich in allen Wettbewerben messen, die auch bei den Paralympics in Tokio angeboten werden.
Bei der letzten Europameisterschaft 2018 in Dublin kamen 500 Para-AthletInnen aus 40 verschiedenen Ländern zusammen.
Der Schweiz gelangen dabei acht Medaillen - die Ukraine führte damals den Medaillenspiegel mit 106 Medaillen an.