14. Juli 2023

Die Rollstuhl-Leichtathletin Licia Mussinelli erreicht bei ihrer WM-Premiere in Paris erstmals den Final. Die 22-jährige Solothurnerin war mit dem Ziel angereist, erste Erfahrungen auf der grossen Bühne zu sammeln. Mit der Finalqualifikation über 100 m hat sie sich selbst überrascht.

«Beim ersten Rennen war ich sehr aufgeregt, das ging jetzt schon deutlich besser. Ich bin mega glücklich im Final zu sein», berichtet Licia Mussinelli nach dem 100-m-Rennen in der Mixed Zone des Wettkampforts im Süden von Paris. «Ich war noch nie in einem so grossen Stadion. Es ist schon ein krasses Gefühl», sagt sie.

Das Stade Charléty ist zwar nicht so bekannt wie andere Stadien in Paris, wie der Parc des Princes oder das Nationalstadion Stade de France im Norden der Stadt. Aber die Heimstätte des Paris FC ist mit ihren 20’000 Plätzen doch eine imposante Erscheinung – gerade für Athletinnen, die noch nie in so einer Umgebung am Start sein konnten. Wie Licia Mussinelli. Die 22-jährige Solothurnerin ist zwar schon Junioren-Weltmeisterin, die Bühne der Elite ist für sie aber neu.

Als sie für den Vorlauf über 800 m erstmals auf der blauen Tartanbahn des Charléty an der Startlinie stand, sei sie schon sehr nervös gewesen, erzählt Mussinelli. Für die Finalqualifikation über zwei Bahnrunden reichte es als Fünfte dann nicht. «Heute war die Aufregung etwas weg, dann ging es deutlich besser. Ich bin mega glücklich.» Im Final will Licia probieren, bestmöglich mit der Elite mitzuhalten. Primär gehe es aber um die Erfahrung. «Ich will einfach gute Leistungen zeigen», sagt die junge Athletin.

Doppel-Weltmeisterin bei den Juniorinnen

Je kürzer die Strecke und ergo auch je höher das Tempo, desto wohler fühlt sich die Solothurnerin auf der Bahn. Einen Wechsel zu Langdistanzrennen wie ihn beispielsweise ihre Teamkolleginnen Manuela Schär und Catherine Debrunner im Verlauf ihrer Karriere kontinuierlich und erfolgreich vollzogen haben, kann sich Mussinelli jedenfalls im Moment nicht vorstellen. Wobei sie ihre grössten Erfolge nicht auf einer Kurzstrecke feiern konnte: 2017 war’s, als sie an den ParAthletics in Nottwil, den offiziellen Weltmeisterschaften für Junior*innen, nicht nur Silber über 800 m einheimste, sondern auch die Goldmedaille über 1500 m. Zwei Jahre später verteidigte sie ihren Titel und holte insgesamt fünf Medaillen. «Der Unterschied zwischen Junioren- und Elitewettkämpfen ist schon beachtlich», sagt Mussinelli. Heute sei sie jedoch höchstens einmal pro Saison über ihre frühere Paradedistanz am Start.

Medaillen im Nachwuchsbereich bedeuten jedoch nicht automatisch Erfolge bei der Elite. Oder zumindest nicht, ohne konstantes und hartes Training. Viermal in der Woche dreht Mussinelli ihre Runden auf der Bahn oder auf der Rolle, zweimal macht sie Krafttraining. Insgesamt investiert sie schon seit Jahren rund zehn Stunden pro Woche in ihre Leidenschaft für Leichtathletik – immer mit dem Ziel, schneller zu werden und neue persönliche Bestzeiten herauszufahren. Und ihrem Traum, 2028 in Los Angeles an den Paralympics teilzunehmen, immer näher zu kommen.

Langfristiger Lebensmittelpunkt Nottwil

Auch deshalb verlegte die Solothurnerin ihren Wohnort schon in jungen Jahren von Derendingen nach Nottwil. Seit sie vor drei Jahren ihre Sport-KV-Lehre in Luzern abschloss und in Zuchwil bei einem Hersteller für Kaffeemaschinen eine Teilzeit-Anstellung im Empfang erhielt, wohnt sie jedoch wieder im Elternhaus. Und pendelt dementsprechend an ihren freien Tagen nach Nottwil ins Trainingszentrum. «Nur mit Training kann man schneller werden. Einen anderen Weg gibt es nicht», sagt Mussinelli und offenbart ihre Zielstrebigkeit, mit der sie auch ihre erste Selektion für eine Elite-WM schaffte. Entsprechend überrascht nicht, dass sie langfristig ihren Lebensmittelpunkt wieder in die Zentralschweiz verlegen möchte, damit sie weniger Zeit im Auto und mehr auf der Bahn verbringen kann. «Aber vorerst passt es so, wie es ist.»

Die Reise nach Paris ist für Mussinelli auch insofern speziell, als sie vorher noch nie in Frankreich gewesen ist. Zeit für Sightseeing bleibt im straffen WM-Kalender jedoch kaum. Eiffelturm und Champs Elysées stehen bei einem künftigen Besuch auf dem Programm. Für die junge Athletin heisst es nun erst einmal Ausruhen, Kräfte sammeln, um am Abend im 100-m-Final erneut ihre bestmögliche Leistung abrufen zu können. Das Wichtigste, dieses imposante Stade Chaléty, hat Licia Mussinelli gesehen, und jede Sekunde auf der Bahn genossen.

 

Foto: Gabriel Monnet

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