Erste Paralympics-Medaille: Théo Gmür holt Bronze
Théo Gmür gelingt ein Auftakt nach Mass bei den Paralympics: Im ersten Rennen gewinnt der Walliser Bronze in der Abfahrt und hat nun noch grosse Pläne für die kommenden Aufgaben. Robin Cuche klassiert sich in der Abfahrt auf Rang 11, Pascal Chisten scheidet aus und Murat Pelit ist nicht gestartet. Das Curlingteam startet mit zwei Niederlagen.
“Es war soooo knapp.” Théo Gmür kann sein Glück kaum fassen. Er kommt bei der Abfahrt ins Ziel, auf der Anzeigetafel leuchtet die “3” auf, vor ihm liegen nur der Franzose Arthur Bauchet und der aktuelle Weltmeister Markus Salcher aus Österreich. Aber lange nach Gmür folgt noch der Chinese Liang Jingyi, der im Training überzeugt hatte, der den Berg kennt wie seine Westentasche. Das Warten wird immer schlimmer. “Als er gefahren ist, war mein Adrenalinspiegel höher als bei meiner eigenen Fahrt”, sagt Gmür. Bei der ersten Zwischenzeit liegt Liang klar vorne, der Vorsprung schmilzt, Gmür will gar nicht mehr hinschauen, am Ende sind es 19 Hundertstel, die zwischen Bronze und Holz entschieden, zugunsten von Gmür.
Dem 25-Jährigen aus Haute-Nendaz ist die Erleichterung deutlich anzumerken, er strahlt und winkt der Schweizer Delegation zu, die fast geschlossen auf der Tribüne im Stadion von Yanqing mitgefiebert hat. Mit drei Goldmedaillen war Gmür vor vier Jahren von den Paralympics in PyeongChang heimgekehrt. Es war ein Märchen, das sein Leben von Grund auf verändert hat und natürlich auch immer wieder ein Thema war, als Peking näher und näher rückte. Dass er sich anfangs Saison am Meniskus verletzte, eine mehrwöchige Trainingspause einlegen musste, macht die Angelegenheit noch schwieriger, die Zweifel wuchsen, würde es reichen für Beijing 2022? Zweimal WM-Bronze (Super-G, Riesenslalom) in Lillehammer im Januar war dann genau der Motivationsschub, den er brauchte.
Théo Gmür: “Ich bin volles Risiko eingegangen”
Heute wagt Gmür alles. “Ich bin volles Risiko eingegangen”, sagt er, “das letzte, was ich wollte: mir irgendwie vorwerfen zu müssen, nicht alles probiert zu haben.” Es ging auf, obwohl er “noch nie so nervös vor einem Rennen war”, wie er sagt. Nach zwei, drei Toren hatte sich das aber bereits erledigt, dann sei der Kopf frei, alles Belastende komplett vergessen gewesen. Klar, fehlerfrei war die Fahrt nicht, wie Gmür schulterzuckend sagte, aber das ist auf dieser anspruchsvollen Strecke auch nicht möglich. Und nicht nötig, wichtiger ist es, mit den sehr unterschiedlichen Schneeverhältnissen zwischen eisig und sehr weich klarzukommen.
Es hat geklappt, “das ist einfach nur schön, für mich, für die Schweiz”, dann fügt er mit einem Lachen an: “Und auch für das Wallis.” Wie gross die Erleichterung für Gmür ist, zeigt sich, als er von den kommenden Aufgaben spricht. “Es ist zwar keine Goldmedaille”, sagt er, “aber es gibt noch genügend Möglichkeiten, diese zu holen.” Hoppla! Mal schauen, wie morgen der Super-G ausgeht.
Hinter Gmür belegt Robin Cuche in der Kategorie Stehend den 11. Rang. Der Neuenburger ärgert sich, weil er bis zur letzten Zwischenzeit auf einem Diplomrang liegt, “dann war ich bei dem Tor vor dem Flachstück zu tief”. Ein verhängnisvoller Fehler, aber Cuche will für morgen im Super-G das gute Gefühl aus dem ersten Teil der Abfahrt mitnehmen. In der Kategorie Sitzend erwischt Pascal Christen gleich im ersten Steilhang einen Schlag und landet im Netz. Es sei alles ok, meint der Luzerner, aber die Muskeln hätten sich schon gewehrt und seien etwas angespannt, “das gibt für die Physio noch etwas zu tun”. Ungeachtet freut sich Christen bei seiner Paralympics-Premiere auf den Super-G von morgen. Dann will auch Murat Pelit dabei sein, der Tessiner verzichtete nach einem Trainingssturz auf die Schulter als Vorsichtsmassnahme auf die Abfahrt.
Der Mut wurde nicht belohnt
Das Curlingteam startet mit zwei Niederlagen in das Turnier. Beide gegen sehr starke Teams, zum Auftakt gibt es ein 2:9 gegen Schweden, im zweiten Spiel gewinnt Kanada 8:4. Im ersten Spiel geht die Schweiz mutig zur Sache, verpasst allerdings die Führung, was zu einer gewissen Verunsicherung führt, die bis zum Ende nicht mehr abgelegt werden kann. Gegen Kanada sieht Teamchef Andreas Heiniger ein ganz anderes Auftreten, “es hat über weite Strecken richtig Spass gemacht.” Allerdings reicht es trotz einiger guter Chancen nicht zur definitiv positiven Wende. “Wichtig ist, dass gegen Kanada spielerisch auf jeden Fall eine Steigerung zu erkennen war”, sagt Heiniger, und das lässt doch auch zuversichtlich auf die Partie morgen Sonntag gegen Korea blicken.
Premiere im Snowboard
Morgen beginnen die Paralympics auch für Romy Tschopp. Die Snowboarderin ist in der Qualifikation im Cross am Start, der Final ist am Montag. Die Baselbieterin durfte ihre Premiere an Paralympics als Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier begehen, was ihre grosse Motivation nur noch zusätzlich anstacheln dürfte.
Foto: Ennio Leanza/Keystone-SDA